Ausgabe Oktober 2015

Dresdner Woche: Wir haben jetzt Oktober und seit der letzten Kolumne sind schon wieder 5 Wochen vergangen. Was hat sich denn alles auf dem Immobilienmarkt getan?

RL: Zunächst einmal hat letzte Woche die EXPO Real in München stattgefunden – gemeinsam mit der MIPIN (Nizza), die wiederum die weltgrößte Immobilienmesse ist, ist die EXPO Real die größte Europäische Immobilienmesse. Das Hauptthema, was alle begleitet hat, ist die derzeitige Flüchtlingspolitik und wie das Wohnungsproblem in den nächsten Jahren gelöst werden kann.

DW: Sind Lösungen präsentiert worden?

RL: Ich habe selbst vor ca. 30 Jahren das Aussiedlerthema im Immobilienbereich in jungen Jahren live miterlebt. Damals wurde das Wohnungsproblem auch langfristig und nicht kurzfristig gelöst. Es löste damals einen großen Immobilienboom aus und wie bekannt ist, ist die Immobilienbranche fast immer die Konjunkturlokomotive. Vom Container bis zum Massivbau wurden alle Immobilienarten diskutiert. Jetzt ist die Politik gefordert, d.h., meiner Meinung nach die EU, da es nicht nur deutsches sondern eine Europäisches Problem ist.

DW: Sind Ihnen Zahlen bekannt?

RL: Wie Sie selbst schon aus den Medien entnommen haben, sind die neuesten Zuwanderungsschätzungen für 2015 bei 1,5 Millionen. Später werden dann Familienangehörige nachziehen. Das bedeutet nach Schätzungen einen weiteren Zuzug von ca. 6 Millionen Menschen. Optimistische Prognosen sagen aus, dass voraussichtlich nur 30% in Deutschland bleiben. Das würde ca. 450.000 Menschen entsprechen und einem nachträglichen Zuzug von ca. 2 Millionen Menschen. Ich bin der Meinung, dass wenn einmal die Volkswanderung stattfindet, dass diese nicht so schnell in den nächsten Jahren abreisen wird, da es auf der Welt bekannt ist, dass wir ein Schlaraffenland sind.

DW: Wie wirkt sich dies auf den Dresdner Immobilienmarkt aus?

RL: Wenn man die neuesten Gutachterzahlen zum 30.06.2015 aufmerksam liest, dann kann man feststellen, dass wir 162% mehr als im Vorjahr an Immobilienumsatz an Eigentumswohnungen in Dresden platziert haben. Im August 2015 sind die Baupreise um 1,6% gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Wenn man dies auf das ganze Jahre hochrechnen würde, wäre es eine Steigerung von ca. 20%. Jedoch sehe ich diese 20% nicht. Aufgrund der großen Nachfrage herrscht in der Baubranche bereits Personalmangel. Wenn Personalmangel herrscht, dann werden auch die Personalkosten weiterhin anziehen. Die Rohstoffe sind preislich auch sehr unterschiedlich und auch hier wird es weitere Steigerungen geben. Natürlich wird sich alles auf die Städte konzentrieren. Die Flucht vom Land in die Stadt ist weiterhin ungebrochen. Ich bin gespannt, wie viele Menschen als Zuzug und Zuwanderer in diesem Jahr nach Dresden kommen werden.

DW: Wie entwickeln sich die Zinsen?

RL: Die amerikanischen wie auch die asiatischen Banken verdienen um einiges mehr Geld als die Europäischen Banken. Wenn man den jüngsten Quartalsverlust der Deutschen Bank heranzieht, der auch gleichzeitig der höchste Quartalsverlust aller Zeiten war, dann ist meine persönliche Meinung, dass diese Verluste nur über Zinserhöhungen finanziert werden können. Durch die Sonderkonjunktur der Zuwanderer werden die Zinsen in 2016 auf jeden Fall anziehen. Daher empfehle ich momentan jedem in meiner Umgebung, jetzt die Zinsen für die nächsten Jahre fest zu zurren. Diejenigen, die das Potential haben, sich Immobilien leisten zu können, sollten auf jeden Fall zeitnah kaufen. Es ist noch nicht zu spät.